Haubitz+Zoche
Text: FACELIFT
HAUBITZ+ZOCHE FACELIFT
Text: Andreas Neumeister
Einführung von Martin Hochleitner
nachfolgend: Einführung von Martin Hochleitner (© beim Autor) english text below
Die Auseinandersetzung mit dem Stadtraum und die Sensibilisierung für darin wirkende Mechanismen ist ein zentrales Anliegen des Künstlerduos Haubitz+Zoche. Auch in der 2006 begonnenen Werkgruppe Facelift, die mit einer Auswahl von rund 50 Arbeiten in der vorliegenden Publikation gezeigt und von einem literarischen Beitrag Andreas Neumeisters begleitet wird, stehen architektonische Strukturen des urbanen Raumes im Zentrum.
In ihrer fotografischen Aufmerksamkeit fokussieren die Künstlerinnen – in einer „Haltung des beobachtenden Flanierens“ (Haubitz+Zoche) – das Erscheinungsbild von Gerüstplanen, auf denen konkrete Fassaden imitiert werden. Indem diese in der Regel genau das dahinter liegende Gebäude abbilden, oder als Ankündigung und Werbung für ein geplantes Bauprojekt funktionieren, entstehen einerseits redundante Verdoppelungen von Architekturen und andererseits Kulissen, die trotz bestimmter Abweichungen bei der Dimension und der Perspektive in der fotografischen Abbildung nahezu real erscheinen. Gelingt es einigen dieser Scheinarchitekturen bereits in der faktischen Begegnung im Stadtraum, die Unterscheidung zwischen Abbild und konkreter Architektur zu erschweren, so wird der
illusionistische Effekt in den Fotografien von Sabine Haubitz und Stefanie
Zoche noch gesteigert. Das Fotografieren einer Fotografie kann zur Nivellierung jener Hinweise führen, die beim tatsächlichen Betrachten die Maskerade des Gebäudes verraten hätten.
Facelift ist ein künstlerisches Projekt, das die im Medium Fotografie enthaltene Ambivalenz, ein inszenatorisches und damit illusionsbildendes sowie ein dokumentierendes, realitätsgetreues Abbildungsverfahren zu sein, deutlich zum Ausdruck bringt.
Die grundsätzliche Motivauswahl und der spezielle Bildausschnitt verdeutlichen dabei eine analytische künstlerische Haltung, die das Thema der Inszenierung auf einer Metaebene reflektiert. Die künstliche Konstruktion eines täuschenden Anscheins von realer Architektur im öffentlichen Raum wird nicht gezeigt, um sie zu entlarven bzw. zu dekonstruieren, sondern um sie in ihrem eigenen – dabei durchaus auch pittoresken – Wirklichkeitsgehalt vorzustellen und sie bildlich zu konstituieren. Die Fotografien der Serie Facelift wirken somit auch weniger als Kommentare, denn als bildliche In-formationen über die Realität von verschiedenen Wirklichkeiten – im fotografischen Bild, in der urbanen Situation und auf der bedruckten Plane.
Im zuletzt intensiv und vielfach von KünstlerInnen bearbeiteten Feld von Modellen und Inszenierungen positionieren sich Haubitz+Zoche vor allem deshalb von spezieller Eigenheit, als sie – in differenzierten Zusammenhängen ausgemachte – Modelle eben nicht als eine Parallel- bzw. Gegenwirklichkeit erscheinen lassen. Stattdessen sind ihre Fotografien unmittelbare Sichtbarmachung von realen Transformationsprozessen unseres direkten Lebensumfeldes. Facelift zeigt messerscharf und mit hoher Bildkompetenz wie unsere Wahrnehmung zutiefst von Konstruktionen, Imaginationen und Simulationen bestimmt wird.
Haubitz + Zoche Facelift
text: Andreas Neumeister
introduction by Martin Hochleitner
subsequent: introduction by Martin Hochleitner (© with the author)
Engagement with urban space and sensitisation to the mechanisms at work in it is a core theme of the artist duo Haubitz + Zoche. Architectural structures of urban space are also the focus of their series Facelift, begun in 2006, which is presented in this publication with a selection of approx. 50 works and accompanied by a literary contribution by Andreas Neumeister. The artists’ photographic attention – that of an “observant flaneur”- focuses on the appearance of scaffolding tarpaulins with simulations of actual facades printed on them. Inasmuch as most of the images exactly depict the building behind them, or serve as announcements or advertising for a planned construction project, what arises on the one hand are redundant duplications of architectures, and on the other backdrops that appear almost real in spite of certain deviations in dimension and perspective in photographic depiction. If a few of these simulated architectures succeed in blurring the distinction between image and real architecture in their real encounter in urban space to begin with, the illusionistic effect in Sabine Haubitz’ and Stefanie Zoche’s photos is heightened all the more. Photographing a photograph erases clues that could reveal the building’s masquerade.
Facelift is an art project that clearly gives expression to the ambivalence inherent in the medium of photography, an imaging technique that both creates scenarios and therefore illusions, and serves as a realistic, documentary method at the same time.
Here, the fundamental choice of motif and the special photo detail point up an analytically artistic posture that reflects the theme of staging onto a meta-level. The artificial construction of a deceptive appearance of real architecture in urban space is not presented in order to unmask, i.e. to deconstruct it, but to show it in terms of its own – definitely depictive – reality and to constitute it pictorially. Thus, the photos of the Facelift series are less commentary than imagistic information about the realness of diverse realities – in the photographic image, in the urban situation and on the printed tarpaulin.
In the field of models and scenarios that artists have been dealing with often and intensively in recent times, Haubitz + Zoche position themselves above all in terms of a unique specificity in that they do not have their photographic models appear as a parallel or counter-reality. Instead, their photos are direct visual revelations of real processes of transformation underway in our immediate environment. Facelift shows with razor-like clarity and outstanding visual skill how profoundly our perception is determined by constructions, imaginings and simulations.
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